Vorwort


Der Einsatz von Roboter oder Drohnen wird in unserer Gesellschaft immer häufiger diskutiert. Medien bieten dazu eine sehr gute Möglichkeit sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und das Pro und Contra in Erfahrung zu bringen. Dies muss nicht immer in Form von Recherche im Internet geschehen. Auch Filme bieten große Bildungspotenziale. Jörissen und Marotzki sagen dazu, dass diese medialen Formate „ein hohes reflexives Potenzial [beinhalten], indem sie etwa Fremdheitserfahrungen inszenieren, nachvollziehbar und –reflektierbar machen“ (Jörissen/Marotzki 2009, 30). In Bezug auf meine Filmanalyse möchte ich mich vorerst mit dem Konzept der strukturalen Medienbildung auseinandersetzen.

Jörissen und Marotzki entwickeln in ihrem Buch „Medienbildung – Eine Einführung“ von 2009 vier Dimensionen und Reflexionsfelder für die Analyse von medialen Bildungspotenzialen. Diese möchte ich im Hinblick auf meine weitere Analyse kurz erläutern.


Die erste Dimension ist der Bezug zum Wissen. Hier wird Acht darauf gelegt, welche Aspekte der Wirklichkeit im Film eine Rolle spielen. Mithilfe von Statistiken und Interviews können in Dokumentarfilmen Informationen für den Zuschauer erfassbar und reflexierbar gemacht werden. In Spielfilmen dagegen gelingt eine solche pädagogische Reflexion von Wissen nur mithilfe der Narrationsstruktur. Damit ist der Aufbau des Inhaltes des Films gemeint. Bei der Analyse achtet man hierzu darauf, ob reales Wissen und sozialkritische Sichtweisen eingebaut sind oder visuell artikuliert werden (vgl. Jörissen/Marotzki 2009, 61).


Die zweite Dimension stellt der Bezug zur Handlung dar. Eine Handlungssituation ist dann „bildungsmäßig wertvoll, wenn sie schwierige menschliche Entscheidungssituationen in ihrer Komplexität zur Geltung bring[t]“ (Jörissen/Marotzki 2009, 63). Der Zuschauer ist dazu veranlasst sich in die jeweilige Situation hineinzuversetzen und selbst zu entscheiden. So besitzt er die Möglichkeit sein Entscheidungsverhalten selbst zu analysieren und zu beurteilen. Im Gegenzug zur Realität kann er so erleben, welche Folgen seines Handelns entstehen können.


Die dritte Dimension ist der Bezug zu Grenzen. Bildung entsteht dann, wenn die im Film dargestellten „Grenzen, Grenzüberschreitungen und Grenzerfahrungen“ (Jörissen/Marotzki 2009, 35) reflektiert werden. Diese können bspw. zwischen Leben und Tod, Mensch und Natur oder Mensch und Technik liegen. Letzteres spielt für meine Analyse eine sehr wichtige Rolle. Auch Jörissen und Marotzki setzen sich mit der Metapher des Cyborgs auseinander. Diese „fokussiert die Grenzen zwischen dem, was spezifisch menschlich und dem, was spezifisch technisch ist. […] [Sein] Leben wird zur permanenten Grenzerfahrung“ (ebd.).


Die vierte und damit letzte Dimension ist der Bezug zur Biografie. „Hinsichtlich der Reflexion auf die eigene Identität, auf Biographisierungsprozesse, sind Filme dann bildungsmäßig wertvoll, wenn sie komplizierte und komplexe menschliche Sinnbildungs- und damit Identitätsbildungsprozesse zum Thema haben“ (Jörissen/Marotzki 2009, 69). Das beinhaltet die Aufnahme und Interpretation pädagogisch wertvoller Aspekte zu Selbst- oder Weltbezügen. Im Film wird dies mithilfe von Erinnerungen unterschiedlichster Kulturen oder Gesellschaften geschaffen. Je nach Absicht werden diese diskutiert, analysiert oder reflektiert.


Diese vier Dimensionen bilden nur eine Orientierung für meine Analyse. Doch um meine These zu unterstreichen oder vielleicht auch zu widerlegen, beziehe ich mich vor allem auf den Grenzbezug, da es nur zwei Möglichkeiten gibt: die Integration von Robotern bzw. Drohnen, oder nicht.
Diese im Film gezeigt Grenze möchte ich mithilfe der strukturalen Medienanalyse versuchen aufzuschlüsseln und zu deuten. Der Begriff der strukturalen Medienanalyse bzw. neoformalistischen Filmanalyse befasst sich somit mit den Baustrukturen eines Films und wie mit deren Hilfe eine Reflexion ermöglicht werden kann (vgl. Jörissen/Marotzki 2009, 41).
Zuerst werde ich einen Überblick zum Film schaffen, dessen Story, sowie den Plot ausgewählter Szenen darlegen, die Narrationsstruktur veranschaulichen und wichtige Charaktere vorstellen. Danach werde ich die Szenen mithilfe des Mise-en-Scène, der Kinematografie, der Montage und Ton und Musik zerlegen, nach Mustern suchen und diese analysieren.


Zur Vervollständigung meiner Analyse beziehe ich mich auf Wolfgang Ruges Werk „Roboter im Film“ von 2012. Er unterscheidet zuerst zwei wesentliche Begriffe voneinander: Androide und Cyborg. Ein Androide ist ein menschenähnlicher Roboter, der vor allem der Aufgabe gewidmet ist, den Menschen zu imitieren. Ein Cyborg dagegen ist ein Hybride zwischen Mensch und Maschine. Er dient vor allem der Technisierung des Menschen und dessen Überwindung menschlicher Schwächen (vgl. Ruge 2012, 55/56).
Des Weiteren arbeitet Ruge drei Kategorien heraus, die das Verhältnis zwischen Mensch und Roboter genauer definieren. Für einen groben Überblick der Kategorien mit ihren Eigenschaften und Dimensionen dient folgende Übersicht:



In seiner weiteren Untersuchung machen sich für Ruge sechs grundlegende Muster erkennbar, die ich zur besseren Übersicht wie folgt darstellen möchte:


  1. Die dienenden Einzelstücke (zweckorientiert)
    • Geringe Menschenähnlichkeit
    • Geringe Interaktionsqualität zum Menschen

  2. Die unterlegenden Kopien sensationeller Ähnlichkeit
    • Wenig Menschenähnlichkeit
    • Starke Integration in den Alltag
    • Dem Bewusstsein der Menschen unterlegen
    • Keine Emotionen oder Gefühle
    • Instrumentelle Sexualität (keine sozialen Beziehungen)

  3. Die sozial eingebundenen Lerner kindlichen Bewusstseins
    • Aufbau menschlicher Beziehungen
    • Lernfähig
    • Emotional anerkannt

  4. Die gefährlichen Einzelgänger
    • Keine dienende Funktion
    • Kriegerische Bekämpfung oder Verdrängung des Menschen
    • Keine sozialen Beziehungen
    • Keine Gefühle
    • Dem Bewusstsein der Menschen unterlegen

  5. Die Begehren entwickelnden Massenproduktionen
    • Starke Menschenähnlichkeit
    • Anerkennung in Form sozialer Wertschätzung von den Menschen
    • Kognitive Achtung von den Menschen

  6. Die bedrohlichen Massen
    • Kollektivintelligenz der Maschinen
    • Vertreibung und Bekämpfung der Menschen

In meiner folgenden neoformalistischen Filmanalyse werde ich versuchen auf beide Einteilungen Ruges zu achten.